800 Augsburger gegen ein Dutzend Vollpfosten

Naziaufmärsche scheinen bei zu großer Hitze einzulaufen. Gerade einmal zunächst sechs und am Ende elf Neofaschisten kamen am Samstag in Augsburg zu einer großspurig angekündigten »Lesung« aus Anlass des Augsburger Friedensfestes zusammen. Ihnen standen nicht weniger als 800 Menschen gegenüber, die sich an einer vom Bündnis für Menschenwürde unter dem Motto »Augsburg ist bunt« angemeldeten Gegenkundgebung beteiligten. Zu sehen waren Fahnen und Transparente von ver.di, DFG-VK, VVN-Bund der Antifaschisten, DKP, SDAJ, Grünen, SPD und anderen. Aus der Türkei stammende Einwohner der Fuggerstadt beteiligten sich ebenso wie Bürgermeisterin Eva Weber, Kirchenvertreter und Stadträte.


Ziel des verbrecherischen und mörderischen Handelns der faschistischen Organisation „Chrysi Avgi“, der politischen Nachfahren der Nazis, ist die Terrorisierung der Werktätigen und der Jugend. Dieses Handeln wird durch das verfaulte kapitalistische System und große Finanzinteressen vielseitig unterstützt, um die Arbeiter- und Volksbewegung anzugreifen. „Chrysi Avgi“ verschweigt die wirklichen Ursachen der Probleme der Volksschichten, hetzt die Arbeiter gegeneinander auf, streut den Hass gegen die Arbeiter anderer Hautfarbe, Religion oder Herkunft. Diese Organisation kämpft nicht gegen das System, wie sie behauptet, sondern ist Produkt dieses kapitalistischen Systems. Sie gründen, als Zuhälter der Arbeitgeber, Arbeitsvermittlungsbüros, um die Industriellen und die Fabrikanten mit billigen, unversicherten, rechtlosen Arbeitern zu versorgen, die den einzigen „Vorteil“ haben, Griechen zu sein. Unter dem Vorwand, „die griechischen Arbeiter zu schützen“ befürworten sie im Parlament die Abschaffung der Tarifverträge und der Sozialversicherungs-systeme, die Beseitigung aller Arbeiterrechte, um billige Arbeitskräfte für die Unternehmer zu schaffen.
Ursprünglich in der Nähe von Kulmbach in Oberfranken wollte der NPD-Landesverband Bayern am gestrigen Samstag seinen Landesparteitag veranstalten. Aufgrund eines kurzfristigen Verbots, entschied die neofaschistische Partei kurzfristig, ihren sogenannten „Bayerntag“ in Augsburg Augsburg zu veranstalten. Es war nicht das erste Mal, dass die NPD in einer Kneipe im Stadtteil Oberhausen zu Besuch war. „Bereits in den vergangenen Monaten kam es öfters zu Veranstaltungen der Faschisten in dieser Kneipe“, erklärte ein Antifaschist. „Oft waren dort hochrangige NPD-Mitglieder zugegen, wie heute Udo Pastörs,“ so der Aktivist weiter.
Zunächst rund 180, später mehrere hundert Menschen beteiligten sich in diesem Jahr in Augsburg am traditionellen Ostermarsch der Friedensbewegung. Besondere Brisanz hatte die Aktion nicht nur durch die Kriegsbeteiligung Deutschlands etwa in Afghanistan oder in Syrien durch die Stationierung von Patriot-Raketensystemen in der Türkei bekommen, sondern auch durch eine angekündigte Zusammenrottung von Neofaschisten. Der zweite Teil des Ostermarsches wurde dadurch zugleich zu einer antifaschistischen Protestkundgebung, zahlreiche Teilnehmer der Friedensdemonstration zogen anschliessend weiter zum Stadttheater, um dort den Nazis lautstark ihren Unmut mitzuteilen.
Am Ostersamstag wollen Neonazis vom »Freien Netz Süd« mehrere Kundgebungen in Bayern durchführen. Ziel dieser Provokationen soll es sein, für einen Aufmarsch der Faschisten am 1. Mai in Würzburg zu werben. Laut dem antifaschistischen Informationsportal A.I.D.A., das Informationen zu den Kundgebungsorten recherchierte und auf seiner Seite veröffentlichte, finden die Zusammenrottungen unter anderem in München, Nürnberg, Augsburg und Würzburg statt, aber auch in weiteren Städten Bayerns. Mit Protesten gegen die Nazis ist zu rechnen, auch wenn die Provokationen erst kurzfristig bekannt wurden. So ruft der DGB Augsburg zu einer antifaschistischen Kundgebung am Samstag auf dem Rathausplatz auf, die im Rahmen des Ostermarsches der Friedensbewegung stattfinden soll.
Die VVN-BdA Augsburg lädt am kommenden Samstag, 23. Februar zusammen mit dem DGB zur »Straße der Erinnerung« ein. Treffpunkt ist der Prinzregentenplatz, von wo wir um 11.55 Uhr losgehen und über mehrere Stationen bis zum Rathausplatz laufen (ca. 13. Uhr). An den einzelnen Orten informieren wir wieder über den geschichtlichen Zusammenhang mit dem Hitlerfaschismus. Bis 16 Uhr ist auf dem Rathausplatz dann das Fest »Vielfalt in der Friedenstadt«. Mit diesen Aktionen zeigt ein breites Bündnis , dass Neonazis in Augsburg nichts zu suchen haben.
Mehrere Hundert Menschen haben heute in Augsburg gegen eine Zusammenrottung von rund einem Dutzend Neonazis demonstriert. Die Faschisten haben sich auf dem Prinzregentenplatz um einen Lastwagen gruppiert, der passend hinter einem Altglascontainer geparkt ist. Etwa 100 Antifaschisten protestieren direkt vor Ort lautstark gegen die Provokation. Zuvor hatte das Verwaltungsgericht ein zuvor von der Stadt mit Verweis auf die zahlreichen Baustellen in der Stadt verhängtes Verbot der NPD-Kundgebung aufgehoben. Allerdings durften die Faschisten nicht auf den Rathausplatz. Hier folgten die Richter der Argumentation der Stadt, dass der Platz durch Schüler, die den Beginn der Sommerferien feieren wollen, besetzt sei.
»Wir sind empört darüber, daß Ordnungsreferent Dr. Volker Ullrich durch das Verschweigen der NPD-Provokation Proteste gegen diese Zusammenrottung verhindert hat.«