Bei der Bundestagswahl: DKP wählen!

Wieso es so wichtig ist, dass die DKP zur Bundestagswahl antritt? Hannes Meist, Spitzenkandidat auf der bayerischen Landesliste der Deutschen Kommunistischen Partei, denkt keine Sekunde nach: „Weil wir natürlich den Weg über die Parlamente gehen müssen, um dieses Land grundlegend zu verändern. Deswegen habe ich mir in Berlin auch schon eine Wohnung gesucht.“ Kurz lässt er seinen verdutzten Zuhörer noch zappeln, ehe er seinen trocken vorgetragenen Scherz auflöst.

Illusionen über den bürgerlichen Parlamentarismus macht sich der 56-jährige Maschinenbauer aus dem mittelfränkischen Feuchtwangen nicht. Er sei in einem sehr politischen Haushalt aufgewachsen, erzählt er in breitem Fränkisch. Früh schon diskutierte der junge Hannes Meist mit seinen Eltern über Politik, gerne Sonntags am Frühstückstisch, nach der Zeitungslektüre. In den 1960er und 70er Jahren gingen Jungsozialisten und Sozialdemokraten in seinem Elternhaus ein und aus, erinnert sich Meist.

Mitte der 1970er Jahre beginnt seine Politisierung. Er engagiert sich in der Friedensbewegung. „Der Krefelder Appell – das war die Phase, in der meine politische Sozialisation richtig Zucker gekriegt hat.“ In der Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahre kommt er mit Kommunisten in Kontakt und findet schnell Anknüpfungspunkte. 1981 tritt er der SDAJ bei. Seine Eltern hätten ihn immer ermuntert, sich seinen eigenen Kopf zu machen. Sie legen ihm keine Steine in den Weg. Schon zwei Jahre später wird er Mitglied der DKP. 1994 verlässt er die Partei im Zuge der innerparteilichen Auseinandersetzungen nach dem Sieg der Konterrevolution in der DDR und Sowjetunion und dem Wegbrechen der örtlichen Organisationsstruktur.

Der zweifache Familienvater ist ein bodenständiger Genosse. Die Sorte Mensch, die erkennt, wenn es Arbeit gibt, und ohne Aufhebens anpackt. Nach der Mittleren Reife macht er eine Lehre zum Maschinenbauer. Der Eintritt in die IG Metall ist für ihn selbstverständlich. Anschließend arbeitet er knapp 20 Jahre im kleinen dentalmedizinischen Betrieb seiner Eltern. Er bleibt Mitglied der IG Metall, auch später noch, als er aus gesundheitlichen Gründen gezwungen ist, seinen Beruf aufzugeben. 2003 findet er eine Stelle als Haustechniker in einer Einrichtung der stationären heilpädagogischen Kinder- und Jugendhilfe in Feuchtwangen. Kurz darauf tritt Meist zu ver.di über.

ie Einrichtung, in der er jetzt arbeitet, wird von einem eigenständigen Verein im Umfeld der Diakonie betrieben, es gilt kirchliches Arbeitsrecht. Hannes Meist ist Vorsitzender der Mitarbeitervertretung, schon zum zweiten Mal. Fast zwei Drittel seiner Kolleginnen und Kollegen wählten in vor zwei Jahren wieder. Dabei hat er nie ein Hehl daraus gemacht, Kommunist zu sein. Was wirklich zähle, sei, ein guter Kollege zu sein und seinen Job vernünftig zu machen.

Meist macht immer etwas mehr, als von ihm verlangt wird. Auch außerhalb seiner Arbeit ist er sehr engagiert, unterrichtet Karate und philippinische Kampfkünste in seiner eigenen Kampfsportschule, ist Mitglied des ver.di-Ortsvorstands in Ansbach und seit zwei Jahren Schöffe der Jugendkammer des Amtsgerichts Ansbach. Seine lokale Verankerung schlägt sich in seinen Wahlergebnissen nieder. Bei der Kommunalwahl 2020 trat Meist auf Platz 16 der Linkspartei-Liste an und wurde acht Plätze nach vorne gewählt.

Mehr als 70 Unterstützerunterschriften sammelte Hannes Meist in seinem beruflichen und privaten Umfeld, deutlich mehr als vor vier Jahren. Im stark pietistisch-protestantisch geprägten westlichen Mittelfranken seien keine „großen Geländegewinne drin für uns“, andererseits habe er auch in diesem Umfeld nach längeren Gesprächen einige Unterstützerunterschriften bekommen. Das freut ihn besonders: „Unterschriften, die man sich erarbeitet hat, haben ein anderes Gewicht als solche, die man von wohlwollenden Passanten am Infostand bekommt.“

Er mag es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Seine Hoffnung dabei: durch gute Argumente Resonanz zu erzeugen und so Sympathisanten zu gewinnen, die schließlich Mitglieder werden. Sein Ziel ist eine starke Parteigruppe vor Ort.
Hannes Meist ist seit 2013 wieder Parteimitglied. Zwischenzeitlich war er in der SPD aktiv. 1998 hatte er den Vorsitz des SPD-Ortsvereins Feuchtwangen übernommen, wo er schnell in die Bredouille kam. „Mit Schröders Agendapolitik und dem Jugoslawienkrieg wäre mein Austritt eigentlich sofort fällig gewesen. Weil ich gerade erst zugesagt hatte, wenigstens zwei Jahre lang den Ortsverein zu führen, habe ich mich da im Wort gesehen.“ Er erwähnt Ostrowskis „Wie der Stahl gehärtet wurde“ und schmunzelt: „Ich bin leicht abzuholen auf ‚Du stellst dich da hin, wo die Partei dich hinstellt‘.“ So wurde Meist zum Bundestagskandidaten der DKP: „Wenn ich gefragt werde: ‚Kannst du kandidieren‘, sage ich ja.“

Bei der letzten Bundestagswahl trat Meist auf einem hinteren Listenplatz an. 2021 führt er die bayerische Landesliste der DKP als Spitzenkandidat an. Besonders wichtig ist ihm die Friedensfrage. In den letzten Jahren hatte er mitunter den Eindruck, ihre Betonung in der DKP drücke die soziale Frage in den Hintergrund. „Das sehe ich heute anders. Die Friedensfrage erlebt eine massive Zuspitzung. Die Konfrontationspolitik der imperialistischen Kernländer hat eine neue Qualität erreicht.“ Die „kaltschnäuzige Leichtfertigkeit und verbale Militarisierung“, die er am Beispiel der Weltkriegsdrohung gegen China von US-Präsident Biden festmacht, empfindet er als brandgefährlich.

Auch sozial- und gesundheitspolitischen Fragen möchte er offensiv nach außen vertreten. Corona-Pandemie und Umweltkatastrophen wirkten krisenverschärfend. Ein stetig wachsender Teil der Menschheit sei in seiner Existenz bedroht. „Der kapitalistische Klassenstaat steht splitterfasernackt da.“ Zunehmend würden das auch unpolitische oder positivistisch denkende Menschen in seinem Umfeld sehen. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Ratlosigkeit bei so vielen so groß ist.“ Das große Unbehagen vieler über die bestehenden Verhältnisse müsse zum Ausdruck gebracht werden können. „Deshalb ist der Antritt der DKP zur Bundestagswahl unbedingte Notwendigkeit.“